Pollen – natürliches Multivitamin

Die Pflanzen, aus denen man Pollen gewinnt werden in der Botanik hauptsächlich in zwei Gruppen unterteilt: Anemophilie-Gruppe (Bestäubung durch Pflanzen) und Entomophilie-Gruppe (Bestäubung durch Insekten). Die primäre Pollenquelle stellen die Entomophilie-Pflanzen dar. Der Apfelbaum produziert beispielsweise zwischen 70 und 100 Tausend Pollenkörner. Aus Buchweizen gewinnt man zwischen 178 bis 394 Kilogramm Pollen pro ein Hektar Anbaugebiet. Die meisten Entomophilie-Pflanzen blühen im Mai und Juni.

Die Honigbienen reagieren, ähnlich wie andere Insekten, sehr sensibel auf Gerüche. „Theca” ist ein männliches Geschlechtsorgan einer Pflanze und zugleich der Ort, wo der Pollen produziert wird. Die Pollenkörner der Pflanzen, die zu der Entomophilie-Gruppe gehören, schweben nicht in der Luft, wie im Falle der ersten der oben genannten Gruppen, sondern bleiben solange in der Blüte, bis sie von Insekten gesammelt werden. Die Größe der Pollenkörner sowie ihre Farbe und Gestalt sind unterschiedlich. Theca wird von den Honigbienen mithilfe der Mandibeln durchgebissen. Der Pollen wird dann aufgeleckt, mit Speichel sowie Nektar gemischt und in den Pollenkörbchen des dritten Beinpaares gespeichert. Honig bzw. Nektarzusatz macht den Pollen wertvoller.

Damit eine Honigbiene eine volle Pollenladung zustande bringen kann, muss sie zwischen 7 bis 120 Blumen finden. Um ein Kilogramm Pollen zu sammeln, müssen zirka sechsundsechzigtausend Flüge stattfinden. Vorausgesetz, dass eine Honigbiene mit einem Beinpaar 20 Minuten lang Pollen sammelt und an einem Tag 20 Mal fliegen kann, müssten sich dreitausenddreihundert Bienen an dem Sammeln beteiligen, damit man die oben genannte Pollenmenge gewinnen könnte. Bis 500 Meter Entfernung von der Bienenzucht besuchen die Honigbienen alle Pflanzen, bis 1000 Meter Entfernung 30%bis40% aller Pflanzen und bis 1500 Meter Entfernung nur 10% aller Pflanzen. Dies hat auch für die Agrarwirtschaft eine Bedeutung.
 
Die größten Pollenmengen sammeln die Honigbienen an den Regentagen. Ein Impuls zu den vermehrten Flügen ist die Eierlegung durch die Bienenkönigin. Je mehr Eier sie legt, desto größer ist der Pollenbedarf. Die Larven verströmen Pheromone, wodurch sie über einen höheren Pollenbedarf informieren und zugleich einen Impuls zu mehreren Flügen geben. Die Arbeiterbienen bringen ihre Pollenladung selbständig zu dem Bestimmungsort und befüllen dort die Wabenzellen. Die Pollenverarbeitung sowie seine Konservierung ist die Aufgabe der Stockbienen. Sie zerkleinern die Pollenkörner, mischen sie gründlich und fügen zirka 25% Honig sowie Speichel (Enzyme und andere Substanzen) zu. Die Bienen formen dann eine harte Pollenmasse, die sie zusätzlich mit einer Honigschicht beziehen. Die Pollenmasse unterliegt der Fermentierung der Milchsäure. Der auf diese Art und Weise präparierte Pollen wird mit einer Propolisschicht überzogen, um ihn vor der Feuchtigkeit zu schützen. Der als Wintervorrat bestimmte Pollen wird mit Honig übergossen und zugeklebt. Die in den Wabenzellen gelagerten Pollenvorräte nennt man Perga.
Es ist schwierig, in der Natur eine Substanz zu finden, die so nahrhaft wie der Blütenpollen wäre. Man hat im Blütenpollen zirka 250 verschiedene Stoffe entdeckt. Pollenzusammensetzung: 12-25% Wasser, 25-48% Kohlenhydrate, 2-4% Fett, 25% Eiweiß, 12% Aminosäuren. Im Blütenpollen entdeckte man 36 Elemente, darunter: Kalium, Calcium, Magnesium, Schwefel, Silicium, Eisen, Gold, Lithium, Zink u.a.

Der Blütenpollen enthält auch 17 Vitamine: B1, B2, B6, A, C, D, E sowie Folsäure.

Im Pollen entdeckte man auch: Rutin, ätherische Öle, Abwehrsubstanzen, Antibiotika, Hormone und Enzyme.

Es ist bis heute ungeklärt, wie der Pollen im menschlichen Körper verdaut wird. Die Praxis zeigt, dass der direkt aus den Pollenkörbchen stammende Pollen weniger wirksam als Perga ist. Die Bienenbrotmengen sind jedoch beschränkt. Die Pollenreserven in Polen sind aber nicht ausgelastet.

Vorausgesetz, dass ein Imker aus jedem Bienenstock 0,5 kg Pollen gewinnt, könnte man 1100 Tonnen jedes Jahr gewinnen.


Viele Menschen wären gesünder, wenn sie Polleneigenschaften kennen würden. Französische Pollenliebhaber empfehlen, Pollen als kleine mit Butter, Milch oder Marmelade gemischte Kügelchen zu konsumieren: als Kräftigung 20g täglich oder 32g in zwei bzw. drei Dosierungseinheiten vor Mahlzeiten. Bei Kindern: 3-5 Jahre alt – 12g täglich, 12-16 Jahre alt – 16g täglich.

Die Wirksamkeit des Pollens ist erstaunlich. Wann soll man Pollen verwenden? Bei Verdauungsproblemen und Untergewicht. Eine große Bedeutung hat Pollen im Falle psychischer Ermüdung Unwohlbefinden. Pollen hilft relativ schnell, obwohl wir mit keiner Droge zu tun haben. Pollen stärkt unser Haar und ist bei Haarausfall behilflich.

Der Blütenpollen ist auch in der Kosmetikindustrie präsent. Sportler und Astronauten verwenden ihn auch, den letzteren hilft er, die Vakuum-Zustände zu ertragen.

Der Blütenpollen ist heutzutage als Bestandteil einer gesunden Nahrung anerkannt und die Zukunftsprognosen sehen auch gut aus. Er kann zu einem Hauptbestandteil unserer Nahrung, der die im menschlichen Organismus ablaufenden Prozesse reguliert, werden.





Text: Dr. Jacek Roik

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